IFG – Institut für forensische Genetik Münster, Prof. Dr. Bernd Brinkmann

Wissenschaftlicher Hintergrund

Während früher die sogenannten klassischen oder konventionellen serologischen Merkmalssysteme (Blutgruppen, Serumproteine, Enzyme, HLA etc.) herangezogen wurden, kommen im IFG nur noch hochinformative DNA-Systeme zum Einsatz.

Die DNA (kurz für Desoxyribonukleinsäure) trägt die Erbinformationen des Menschen. Bei den im IFG durchgeführten DNA-Untersuchungen werden ausschließlich sog. „STR-Systeme“ typisiert (Short Tandem Repeats, auch Mikrosatellitensysteme genannt). Hierbei handelt es sich um nicht-kodierende DNA-Systeme mit hoher Individualisierungs-Effizienz, die sich bei verschiedenen Individuen lediglich in den Längen ihrer Wiederholungseinheiten unterscheiden. Daher werden diese Systeme auch als „Längenpolymorphismen“ bezeichnet.

Mit Hilfe der Polymerase-Kettenreaktion (= PCR) gelingt es, einen (von vielen Tausend) Genomort spezifisch zu erfassen und zu vermehren. Wegen der unterschiedlichen Länge der Allele wandern diese unterschiedlich schnell im elektrischen Feld innerhalb eines Trennmediums.

Die forensisch verwendeten STR-Systemen haben 4 bis 5 Nukleotide pro Wiederholungseinheit und in der Regel mehr als acht unterschiedlich lange Chromosomenabschnitte (= Allele) in der Bevölkerung. Die Allele sind in der Bevölkerung unterschiedliche häufig, sodass für eine aussagekräftige Untersuchung eine hinreichende Anzahl von STR-Systemen benötigt wird (Mindestanforderung der Richtlinien: 15 STR-Systeme).

Die zum Einsatz kommenden STR-Systeme sind sämtlich in umfangreichen, u.a. auch in diesem Labor durchgeführten, Studien validiert worden. Hierbei und bei der Anwendung in der Routine fanden und finden internationale Empfehlungen und Richtlinien Beachtung. Die Validierungsstudien beinhalten u.a. umfangreiche populationsgenetische Studien in relevanten Bevölkerungen sowie regelmäßige Teilnahmen an Qualitätskontrollen (u.a. halbjährliche DGAB- und GEDNAP-Ringversuche).